Die digitale Ausstellung lädt dazu ein, die Geschichte und Gegenwart der Amerika-Gedenkbibliothek neu zu entdecken. Sie zeigt die Bibliothek als einen Ort, an dem sich gesellschaftliche Aushandlungen, politische Leitbilder und urbane Entwicklungen beispielhaft verdichten. Entstanden im Kontext des Kalten Krieges als öffentliches Geschenk der USA an die Berliner Bevölkerung, wurde die Amerika-Gedenkbibliothek als Instrument demokratischer Reeducation konzipiert und entwickelte sich rasch zu einem offenen Raum für Bildung und Teilhabe.
Die Ausstellung wurde in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit Co-Forschenden entwickelt, die historische Materialien recherchierten, eigene Perspektiven einbrachten und neue Fragen an die Geschichte der Bibliothek stellten. Die Co-Forschenden möchten mit ihren Arbeiten dazu anregen, Geschichte nicht nur zu betrachten, sondern aktiv mitzudenken im Sinne einer lebendigen demokratischen Kultur.
So liegen vier thematische Zugänge im Fokus des Citizen-Science Projektes:
Die Entwicklungsgeschichte der Amerika-Gedenkbibliothek
Architektur
Demokratische Auseinandersetzungen
Bibliothek für alle?
Die Gründung der Amerika-Gedenkbibliothek steht im Zeichen der Berliner Luftbrücke und des beginnenden Kalten Krieges. Der Beitrag zeigt, wie politische Symbolik, transatlantische Kooperation und lokale Entscheidungsprozesse zur Entstehung dieses besonderen Ortes führten.
Die Amerika-Gedenkbibliothek ist ein Symbol für freien Zugang zu Wissen und ein Ort der Demokratie. Der Beitrag beleuchtet ihre lange, konfliktreiche Standortgeschichte und zeigt, wie sie Spiegel gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen in Berlin wurde.
Mit dem Beginn des Kalten Krieges wurde West-Berlin zum demokratischen Schaufenster inmitten der sowjetischen Machtsphäre. Anhand der Amerika-Gedenkbibliothek, der Kongresshalle und des Amerika Hauses zeigt der Beitrag, wie moderne Architektur als Ausdruck transatlantischer Kulturpolitik und politischer Selbstvergewisserung des Westens diente.
Die Amerika-Gedenkbibliothek gilt als Symbol moderner Architektur und demokratischer Offenheit: Sie verband Transparenz, Funktionalität und freien Zugang zu Wissen. Der Beitrag zeigt, wie Architektur und Idee hier zu einem Raum des Austauschs und der gelebten Demokratie verschmolzen.
Die 1954 eröffnete Amerika-Gedenkbibliothek verkörperte als nach US-amerikanischem Vorbild gestalteter Ort des freien Zugangs zu Bildung und Kultur den demokratischen Aufbruch West-Berlins. Zugleich zeigte ihre Programmpolitik, etwa im Ausschluss von Stimmen wie Mascha Kaléko, die Grenzen dieser Offenheit und die selektive Realität einer vermeintlich inklusiven demokratischen Kultur.
Die Amerika-Gedenkbibliothek war immer wieder Ziel von Angriffen, da ihr Name oft fälschlich mit den USA gleichgesetzt wurde. Der Beitrag verbindet historische Erfahrungen mit heutigen Praxistipps zum Schutz von Bibliotheken als Orte der Demokratie.
Seit den 1970er Jahren begannen öffentliche Bibliotheken, Medien in den Sprachen der jeweiligen migrantischen Communities bereitzustellen. Die Amerika-Gedenkbibliothek entwickelte unter Tarık Seden in den 1980er Jahren einen umfangreichen türkischsprachigen Bestand und wurde damit zu einem Vorreiter des multikulturellen Bibliothekskonzepts.
Die Amerika-Gedenkbibliothek ist weit mehr als ein Ort des Lesens – sie ist ein Raum der Begegnung, des Lernens und der Teilhabe im Herzen Kreuzbergs. Der Podcast lässt Nutzerinnen und Nutzer, Mitarbeitende und Initiativen zu Wort kommen und zeigt, warum Bibliotheken als Dritte Orte heute unverzichtbar sind.
Bibliotheken gelten als offene Orte für alle – doch was bedeutet das für wohnungslose Menschen, die sie oft als Rückzugsort nutzen? Der Beitrag lädt dazu ein, über Inklusion, Teilhabe und die Grenzen der Bibliothek als Dritter Ort neu zu denken.
In diesem Projekt erforschen ehrenamtliche Co-Forschende gemeinsam mit dem Projektteam die Geschichte und Gegenwart öffentlicher Bibliotheken als Räume gelebter Demokratie. Ihr Engagement verbindet persönliche Erfahrungen mit wissenschaftlicher Neugier: In Workshops, Archivrecherchen und Gesprächen haben sie Dokumente und Fotos ausgewählt, Interviews geführt, historische Perspektiven neu gelesen und eigene Sichtweisen in Texten eingebracht.

Das Citizen-Science-Projekt macht deutlich, wie bürgerschaftliches Engagement neue Zugänge zur Demokratiegeschichte eröffnet und wie gemeinsames Forschen selbst zu einem demokratischen Prozess wird. Zugleich richtet das Projekt den Blick auf die Gegenwart: Es fragt danach, welche Rolle öffentliche Bibliotheken heute für Teilhabe, Dialog und demokratisches Zusammenleben spielen können.

Das Projekt und damit auch die digitale Ausstellung verdanken seine Realisation dem Engagement der Co-Forschenden Mehrnoush Ahmadi, Nicola Andersson, Peter Delin, Erdem, Frieda, Mara Goldwyn, Pauline Hagen, Carola Hartmann, Josephine, Jessica Krecker, Sofiia Kyril, Julia Meyer, Lea Moog, Carina Schiller, Deniz Ermis Tak, Kseniia Tsybulska, Cristina Urucu.
Geleitet und umgesetzt wurde die digitale Ausstellung mit der Unterstützung des BibDem Teams von Minor Projektkontor für Bildung und Forschung: Anne von Oswald, Hannah Arnu (bis Juni 2025), Nicola Andersson (ab Juni 2025), Luis Antonio Gfall und Annalena Piper.
Dr. Anne von Oswald
Das Projekt wird gefördert durch die Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte".
Mit freundlicher Unterstützung der Zentral- und Landesbibliothek.
